2025 jährt sich der Todestag von Amelie Moser-Moser zum hundertsten Male. Amelie war im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert wahrscheinlich Herzogenbuchsees einflussreichste Persönlichkeit und damals eine der sozial aktivsten Frauen der Schweiz.
Amelie Moser hat 1870 den zweiten Frauenverein im Kanton Bern und den zwölften in der Schweiz gegründet. 1891 schuf sie mit dem «Kreuz» Herzogenbuchsee in der Alkoholprävention das erste alkoholfreie Restaurant im Land, das vor allem in den Kantonen Zürich und Bern zum vielkopierten Vorbild wurde. Sie war Initiantin des Spitals Herzogenbuchsee, gründete eine erste private Haushaltungsschule im Oberaargau, initiierte den staatlichen Hauswirtschaftsunterricht im Kanton Bern und organsierte mit den «Obesitze» (später «Kreuzabende») ein vielfältiges, überregionales und zweiwöchentliches Kulturprogramm, bei dem etwa auch Albert Schweitzer auftrat. Amelie Moser vertrat in der Sozialfürsorge, die sie im Ort privat, effizient und noch vor aller staatlichen Fürsorge organsierte, einen liberalen Ansatz bereits nach dem Motto «Hilfe zur Selbsthilfe».
«Wenn ich mir das Dorf ohne diese Frau vorstelle, erscheint es mir eigentlich ausgeleert und hohl wie eine Frucht ohne Kern; so gänzlich beherrscht von ihrer ragenden Gestalt zeigt es mir meine Erinnerung. Und wenn sie auch den andern Dorfbewohnern durchaus unähnlich war und, allen Vertraulichkeiten fern, fremdartig und wie umhüllt von Einsamkeit zwischen ihnen ging, ihr ganzes Wesen wurzelte doch in diesem Dorfe, dem ihre Sippe seit Jahrhunderten verwachsen war...»
Aus dem Kapitel «Die grosse Frau» in Maria Wasers Herzogenbuchsee-Roman «Land unter Sternen» 1930
Mosers Arbeit war nachhaltig. Der lokale Frauenverein ist immer noch einer der zahlenmässig grössten Vereine im Ort, das «Kreuz» noch immer ein regionales Kulturzentrum wenn auch seit geraumer Zeit ausserhalb des Frauenvereins als Aktiengesellschaft organisiert und inzwischen vom Kanton unterstützt.
Viele der von Moser initiierten sozialen Einrichtungen von der Bibliothek im «Kreuz» über das öffentliche Bad bis zum Haushaltungsunterricht sind heute staatlich organisiert und selbstverständlich.
Der Frauenverein ehrt das Andenken an diese «grosse Frau» (aus dem Kapitel «Die grosse Frau» in Maria Wasers Herzogenbuchsee-Roman «Land unter Sternen» 1930) mit einer Ausstellung vom 22. März bis 17. Mai 2025 und einigen Parallelevents (s. Ausstellungsflyer).
Der Frauenverein wird bei diesen umfangreichen Aktivitäten von der Kulturkommission (Gemeinde), der Kulturgruppe «Kulturland», dem Zentrum Lina Bögli, dem SGF (Dachverband Schweizerischer Gemeinnütziger Frauen) und der «Kreuz» AG unterstützt.
Hintergrund-Dokumente zu Amelie Mosers Leben und Wirken:
Notizen zur Gründung des Frauenvereins Herzogenbuchsee 1870, der Bourbaki-Versorgung und der ersten Frauenvereins-Jahre; handschriftliche Transskription; verfasst wohl 1884; 16 Seiten
Zur Erinnerung an Amelie Moser-Moser, 1839-1925; (zwei Trauerreden); 1925; 28 Seiten
Amelie Moser-Moser; 1928; 27 Seiten
Die grosse Frau; Kapitel über Amelie Moser im Roman «Land unter Sternen»; 1930; 61 Seiten
Amelie Moser-Moser – Leben und Wirken, aus nachgelassenen Briefen und Dokumenten von ihrer Tochter zusammengestellt; 1946; 160 Seiten
Amelie Moser – Leben und Wirken einer Schweizerfrau; 1951; 47 Seiten
100 Jahre Frauenverein Herzogenbuchsee; 1970; 64 Seiten
Unterstützende Organisationen und Sponsoren